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13.10.2014

Dada Peng am 13. Oktober 2014 in Langenhagen

Etwas auf den toten Punkt bringen

Doch, das kann Mirko Klos, wenn er den Künstler Dada Peng gibt. Spätestens dann bringt er die Angelegenheit auf den Punkt, den absoluten Schlusspunkt. Im Rahmen der 2. Hospizwoche der Stadt und Region Hannover gastierte er am Abend des 13 ten Oktober auf Einladung des Hospizvereins Langenhagen e. V. auf der Bühne des daunstärs. Nach dem letztjährigen Auftritt an gleicher Stelle begeisterte er aufs Neue sein Publikum.


 

Man ist hin und her gerissen bei der Einschätzung, was er nun besser rüberbringt: Seine ganz speziellen Texte der „Totenlieder“, in denen er ein berührendes Einverständnis zu konkreten Sterbefällen intoniert oder seine ebenfalls authentisch vorgetragene Prosa über Lebensabschiede. Die richtige Antwort kann nur lauten, dass er beides beherrscht.

Den Tod kann man in ungezählten Facetten beschreiben oder besingen. Im Ergebnis macht es naturgemäß betroffen, traurig, still. Kann, muss aber nicht. Den Beweis lieferte der Songwriter und Buchautor, indem er acht Kapitel aus seinem Buch „Vom Leben und Sterben“ vorlas. Die unverkrampfte wie gleichzeitig respektvolle Art, mit der die erlebten Sterbefälle vorgetragen wurden, klang stellenweise so, als sei er mit ihm, dem Tod, befreundet, Duzfreund womöglich. Dieser Anfangsverdacht ist nicht ironisch gemeint. Aber was, bitteschön, kann man von seinem Henker erwarten?

Der Tod behält fortwährend seine erschreckende Faszination, er lässt sich nicht verharmlosen,  ist er doch der Lebensauslöser schlechthin. Welche Fragen könnte man also mit ihm, diesem Lebensverwüster verhandeln? Den einzigen Einfluss, mit dem unsereins auf ihn einwirken kann, wäre, ihn vor der Zeit durch Suizid zur vorverlegten Lebensquittierung zu nötigen. Wobei diese Variante seine Unausweichlichkeit und Zwanghaftigkeit ebenfalls offenbart. Sein Handwerk hat eben tiefschwarzen Friedhofsboden.

Aber Dada Peng lebt dieser schwarzen Macht nach eigener Aussage in Form von größtmöglicher Lebensfreude zuversichtlich entgegen. Allein aufgrund dieser Lebensbejahung erhofft er sich für seine Person ein großzügig bemessenes Jahrespolster bis zum alles entscheidenden Augenblick des Zusammentreffens.

Jedenfalls kann man vom unmittelbar Geschehenen sagen, dass der Abend hochgradig gelungen war. Lachen und Anflüge von Traurigkeit bildeten ein eigenwilliges Mosaik des Sterbens, - fast buntgefärbte Hospizstunden, die er seinem sehr zu empfehlenden Buch entnahm.

Beispielhaft sei von der todkranken Patientin berichtet, die ihr unvorteilhaft ausschauendes Gesicht zu neuer Attraktivität mittels Lippenstift und Rouge verhelfen will. Aber im Hospiz sind die Hilfsmittel für derartige Verbesserungen nicht so vorrätig. Wollte die Gute sich für ihr Rendezvous mit dem Gevatter etwa todschick herausputzen? Des Weiteren war da noch das Ansinnen an den seinerzeit ehrenamtlich tätigen Buchautor, bei einem schwer darniederliegenden Manne einen Juckreiz in dessen erogener Zone durch Eincremen zu manipulieren. Und „die“ eine Frage an den betroffenen Hospizgast, wie man sich fühle, wenn die letzte Stunde unausweichlich näher rückt, dieser mit der Gegenfrage antwortet, ob ein Verhalten, dass diesen Augenblick ausschließt, nicht ebenso eigenartige Gefühle eröffne.

Dann war da noch das banale Bild mit den in das  Waschbecken ausgeschütteten Eiswürfeln. Einer bekam vor dem Wechsel vom Aggregatzustand fest zu flüssig extra einen Namen: Harry. Wie alle anderen Unbenannten wechselte auch Harry unter positiver Temperatureinwirkung hinüber in den flüssigen Zustand. Als dritte Stufe stelle man sich eine mögliche Veränderung in Wasserdampf vor. Eine schöne Metapher für eine menschliche Daseinsveränderung: Umwandlung in eine höchstpersönliche „Wolke 7“. Wunderbar, damit hätten wir dank Dada Peng alias Mirko Klos ein todsicheres Lächeln erlernt, da wir vergegenwärtigen, dass unser Leben zum Schweben kommen könnte.

Schön, dass Sie DADA waren und unsere Sache auf den toten Punkt gebracht haben.

Hier kann man noch mehr über dada peng erfahren….

Hospizverein Langenhagen e. V. - Walsroder Straße 65 - 30851 Langenhagen - 0511 9402122